Confederations Cup » Mike Hanke : Belfast statt Bali

Belfast statt Bali
Von Boris Inanici

Bali - Schnorcheln über Korallenriffen, Cocktails schlürfen im Paradies, geblendet vom giftigen Grün der Reisterassen. Mike Hanke war in Gedanken schon im Urlaub, als der Bundestrainer anrief. "Ich saß mit meiner Freundin im Auto, konnte es gar nicht glauben. Jürgen Klinsmann war dran."

Stürmt in Belfast für Deutschland: Mike Hanke (li.) Und der Bundestrainer änderte die Reiseroute: Belfast statt Bali! Ob Hankes Freundin das gleiche Leuchten wie der 21-Jährige in den Augen hatte, ist nicht überliefert. Der nächste Griff ging wieder zum Hörer. Am anderen Ende der Leitung das Reisebüro, Urlaub abgesagt. Ausfallgrund: Confederations Cup. Die Welt kommt nach Deutschland, und Hanke gehört mit der Nummer 9 auf dem Rücken zum prominenten Begrüßungskomitee. Bundestrainer Jürgen Klinsmann ist neugierig auf die "enorme Energie" und den "starken Torinstinkt" des Schalkers.

"Ausprobieren" wolle er den Stürmer mal. Neugierig war auch Hanke und holte sich die ersten Infos bei seinem Klubkollegen Gerald Asamoah: "Er hat mir gesagt, dass hier alle schwer in Ordnung sind", erzählt der Blondschopf. Und hatte er Recht? "Hatte er. Alle sind ganz locker drauf, es geht alles locker zu. Es macht Spaß."

Vollgas - egal in welchem Spiel

Selbstbewusster Torjäger in den Fußstapfen von Seeler und Völler? Angekommen auf der großen Bühne war der Westfale spätestens als Michael Ballack im Eröffnungsspiel der Allianz-Arena am Dienstagabend (01.06.05) mit den Zähnen fletschte. "Pass auf", zischte der Bayern-Kapitän dem Neuling zu, der nach eigener Einschätzung wie immer "Vollgas gegeben" hatte. Nach dem Spiel stieg Ballack zu Hanke und den anderen Nationalspielern in den Mannschaftsbus. "Michael war auf dem Platz nun mal mein Gegner, jetzt ist er wieder mein Mitspieler. Wir haben uns unterhalten, die Sache ist gegessen", sagt Hanke.

Und wenn Ballack stumm geblieben wäre, Hanke hätte das wohl kaum aus der Fassung gebracht. Der Schalker geht seinen Weg. Im Klub, wo er mit Asamoah, Ebbe Sand und Ailton ein hochkarätiges Sturm-Trio vor der Nase hat, "zwingt" er den Trainer mit harter Arbeit und Toren dazu, ihm immer wieder eine Chance zu geben. Große Klappe inbegriffen, freche Schnauze sowieso - auch wenn ihn genau das im Reich der Etablierten manchmal in Schwierigkeiten bringt.

"Ich habe mich im vergangenen Jahr weiterentwickelt, das weiß ich selbst", sagt Hanke selbstbewusst. Aber der Schalker weiß genauso gut, dass er damit nicht zufrieden sein kann: "Ich möchte Stammspieler sein, darauf muss ich hinarbeiten."

Die Nummer 9 ist keine Last

Ob ihn der Anruf von Klinsmann auch in dieser Frage einen Schritt weiter gebracht hat? Hanke hat fast alle Jugendnationalmannschaften durchlaufen, ein überraschend guter Auftritt beim Confederations Cup aber könnte seine Aktien so richtig boomen lassen. "Es ist schneller, verglichen mit Spitzenspielen in der Bundesliga", sagte Hanke nach dem ersten Vorgeschmack in der Allianz-Arena, "aber das ist das Niveau, wo ich hin möchte, dafür werde ich arbeiten. Ich weiß, dass ich einiges lernen muss."

Die Nummer 9 auf dem Rücken, die Nummer der Völlers und Seelers, scheint das Trikot des Youngsters dabei nicht schwerer zu machen. "Das ist schon die richtige Stürmernummer, ich freue mich, dass ich sie bekommen habe, aber auf Schalke schieße ich auch mit der Nummer 26 meine Tore."

Und wann jubelt Mike Hanke zum ersten Mal im Nationaldress? Am Samstagabend (04.06.05) in Belfast könnte es soweit sein. "Ein echtes Länderspiel", sagt der 21-Jährige, und seine Augen leuchten wieder. Den Liebesurlaub am Strand von Bali hat er übrigens nicht vergessen: "Ganz bestimmt nicht, das hol ich nach."

Quelle : sport.ard.de

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